Handicaphunde

 

Hunde, die unsere ausländischen Partner entweder selbst auf der Straße finden oder die ihnen von irgendwo her gebracht werden, leiden häufiger unter diversen Verletzungen, die zunächst behandelt werden. Aber nicht immer können die Verletzungen erfolgreich ausheilen und müssen entweder dauerhaft behandelt werden oder führen sogar zur Amputation der Gliedmaßen. Eine häufige Ursache sind Verkehrsunfälle und leider erfahren wir immer wieder, dass die verletzten Tiere einfach liegen gelassen wurden…

Einige der sogenannten Handicaps sind allerdings angeboren. Manche entwickeln sich schleichend, manche sehr plötzlich. Wir unterscheiden grundsätzlich zwischen psychischen und physischen Formen der Behinderung und stellen Ihnen auf dieser Seite einige dieser Hunde vor und möchten Ihnen damit zeigen, wie viel Lebensqualität ein Hund mit Handicap haben kann. Einige Besitzer solcher Hunde haben uns ihre Geschichten erzählt und beschreiben, wie bereichernd das Zusammenleben mit einem solchen Hund sein kann.

Wir hoffen, Sie mit diesen Geschichten ermutigen zu können, sich näher mit dem Thema zu beschäftigen und vielleicht einen Hund mit Handicap bei sich aufzunehmen. Am Ende dieser Seite finden Sie eine kleine Übersicht der Hunde mit Handicap, die entweder in einer Dauerpflegestelle leben oder ein Zuhause suchen.

White

SONNENSCHEIN AUF DREI BEINEN

Der kleine White kannte nur das Laufen auf drei Beinen. Auf der Straße geboren, wurden er, seine Mutter und Geschwister von Tierschützern gefunden und in Sicherheit gebracht. Zu diesem Zeitpunkt fehlte ihm bereits ein Teil seines Hinterbeins. Tierschützer und Tierarzt vermuteten, dass es bei seiner Geburt Komplikationen gab und seine Mutter versucht hat, ihn heraus zu ziehen. Dabei hat sie ihm vermutlich sein Beinchen derart stark verletzt, um ihm, sich und damit auch seinen Geschwistern das Leben zu retten.

Nachdem das Bein nach langer Pflege in Italien und anschließend in Deutschland gut verheilt war, konnte ein Prothetik-Unternehmen gefunden werden, das für White eine sogar mitwachsende Prothese herstellen konnte. An diese gewöhnte er sich recht schnell, so dass eine Fehlhaltung und -belastung mit daraus resultierenden Folgen stark reduziert werden konnte. 

Nun genießt er sein Leben auf vier Beinen mit seinem Pflegefrauchen, das ihn so ins Herz geschlossen hat, dass sie ihn mittlerweile auch adoptiert hat. Ein Happy End also für den kleinen Sonnenschein.

Moira

EIN UNFALL MIT SCHWEREN FOLGEN

Unsere Rolli-Fahrerin Moira ist dem Tod nur knapp entkommen. Blut überströmt und bewegungslos wurde sie in einem Straßengraben entdeckt, nachdem sie allem Anschein nach angefahren worden war. Dort hatte sie wohl schon ein Weilchen gelegen, denn das Blut war bereits eingetrocknet. Beim Tierarzt bekam sie dann die schockierende Diagnose, dass ihre Wirbelsäule gebrochen sei. 

Nach mehreren Operationen, viel Pflege und unfassbar viel Geduld konnte Moira Monate später an einen Rollwagen gewöhnt werden. Damit ist sie nun endlich wieder ein bisschen freier. Allerdings bleibt sie natürlich sehr pflegebedürftig.

Ohne den Rollwagen, in dem sie ja nur eine gewisse Zeit am Stück unterwegs sein kann, ist sie nicht mobil. Sie muss angehoben, teilweise gewendet werden. Ihre Blase muss bei der Entleerung unterstützt werden und da sie ihre Ausscheidungen nicht kontrollieren kann, ist auch immer mal eine Unterbodenwäsche nötig. 

Dennoch genießt Moira ihr Leben, auch wenn sie viele Einschränkungen hat. Manchmal machen eben auch kleine Dinge schon sehr glücklich! 

Lissa

HÜFTDYSPLASIE, SPONDYLOSE UND BANDSCHEIBENVORFALL 

Auch Lissa war mit einem Rollwagen unterwegs. Der älteren Dame viel es aufgrund mehrerer gesundheitlicher Baustellen schwer zu laufen. 

Ein alter, operierter Bandscheibenvorfall, schmerzhafte beidseitige Hüftgelenksdysplasie sowie Spondylose an der Wirbelsäule, bei denen einzelne Wirbelkörper verschmelzen, dadurch zu Unbeweglichkeit und Versteifung führten und durch Druck auf die Nervenwurzeln ebenfalls Schmerzen verursachten, plagten sie.

Aber Lissa wollte leben und noch nicht aufgeben. Und so unterstützte ihre Dauerpflegefamilie sie, wo sie nur konnte. Mit ihrem Rolli konnte sie weiterhin ihre geliebten kleinen Spaziergänge machen und am Leben auch außerhalb der vier Wände teilhaben. Dafür lohnte es sich zu kämpfen.

Lissa hat lange gekämpft und wir sind sehr froh, dass sie bei ihrer Pflegefamilie noch einige Jahre umsorgt und geliebt wurde. Aber Lissa hatte keine Kraft mehr und ist am 13. März 2023 im Alter von fast 10 Jahren über die Regenbogenbrücke gegangen…

Tarzan

DIE KRAFT VON HANDICAP-TIEREN
EIN BERICHT VON FRANZISKA KOKEMOR

„Tarzan, unser Held, hatte zwei kaputte Vorderbeine unbekannter Ursache und bewegte sich nur mühsam vorwärts. Dank Physiotherapie, gutem Schmerzmanagement und allem voran dank seines unerschütterlichen Lebenswillens verbesserte sich sein Gangbild. Naturgemäß wurde das irgendwann wieder schlechter. So begleitete er uns und die beiden anderen Hunde in seinem „Tarzanmobil“ auf den Runden.

Tarzan hatte fast immer gute Laune, viel Humor, einen gesegneten Appetit und die besagte enorme Lebensfreude. Wie Benni wusste er genau, was er wollte und was nicht und verstand es, uns seine Wünsche mitzuteilen. Sah er etwas Spannendes, konnte er sogar Gas geben.

Zu seinen besten Zeiten kletterte der behinderte Hund über Holzstapel, um sich seine geliebten Brombeeren vom Strauch zu pflücken.

Unglaublich, was für eine Kraft Tarzan in sich hatte. Anfang 2021 war es dann leider soweit. Die Schmerzen nahmen überhand, seine Kräfte waren aufgebraucht…“

(Auszug aus dem Blogeintrag von Franziska Kokemor, Tarzan’s Frauchen. Der gesamte Artikel „Die Kraft von ‚Handicap‘-Tieren“ kann hier nachgelesen werden.)

Birko

UNSER PFOTENSCHUH-SPEZIALIST

Birko kam mit einer ganz besonderen rechten Vorderpfote auf die Welt, die durch eine bakterielle Infektion im Mutterleib nicht korrekt ausgebildet und verkürzt war. Dennoch fand er sehr schnell sein Zuhause. Um trotz Handicap von Anfang an ein gleichmäßiges Gangbild zu haben, bekam Birko bereits mit zwei Monaten einen provisorischen Pfotenschuh, so dass beide Vorderpfoten die gleiche Höhe hatten. Diesen
fand er allerdings anfänglich genauso doof wie seine erste Prothese, die er nach einer dafür notwendigen Operation mit 4,5 Monaten bekam. Mit viel Überzeugungsarbeit und langer, schrittweiser Übung hat Birko gelernt, dass ihm die Prothese gut tut.

Nun, im Alter von fast 11 Jahren und mit seiner 5. Prothese, ist er immer noch gut zu Fuß unterwegs. Seine Gassirunden sind natürlich nicht mehr so lang wie in jungen Jahren, aber sein Zustand ist stabil.

Mit Hilfe von regelmäßiger Physiotherapie und Laufbandtraining hält er auch die Arthrose, die bereits mit fünf Monaten in seiner Spezialpfote entdeckt worden war, in Schach.

Sein Frauchen meint: Wer einen körperlich eingeschränkten Hund hat, muss sich bewusst sein, dass man charakterlich einen ganz normalen Hund hat, der selber in keinster Weise reflektiert, dass er ein Handicap hat.

Daher ist es eine große Herausforderung, ihn nicht ständig als einen armen gehandicapten Hund zu sehen.

(Wer den Erfahrungsbericht von Birko’s Frauchen Cordula Liso über das gemeinsame Leben und Wachsen durch seineBehinderung lesen möchte, findet ihn hier).

Diese Handicaphunde suchen ein Zuhause