…kann eine wirkliche Bereicherung sein
So schildert es die Familie von Pointer Tarzan, der aus schlimmsten Haltungsbedingungen in Spanien befreit werden konnte. Nach seiner Ankunft in Deutschland lebte Tarzan zunächst in einer Pflegefamilie und fand dann doch noch sein endgültiges Zuhause. Tarzans Besitzerin Franziska Kokemor, selbst als Hundephysiotherapeutin tätig, hat uns den folgenden Text zur Verfügung gestellt, den wir gerne veröffentlichen:
Die Tage durfte ich ein Pony energetisch unterschützen, das man „behindert“ nennen könnte. Benni belastet infolge einer Krankheit ein Bein nicht vollständig und trägt darum eine Orthese, eine Art feste Schiene, die von außen das Bein stützt. Benni hat gute, aber auch schlechte Tage. Und dabei versprüht er eine solche Lebenskraft und -freude! Er jammert nicht, sondern macht das Beste daraus und das mit viel Humor. Zum Beispiel, indem er seiner menschlichen Freundin genau signalisiert, was er wann haben möchte. Selbstredend erfüllt sie ihm jeden Wunsch.
Benni ist ein hervorragendes Beispiel dafür, welche Kraft Tiere mit Einschränkungen ausstrahlen können. Als Tierphysiotherapeutin habe ich unzählige Hunde und einige Katzen kennengelernt, die aufgrund des Alters, einer Verletzung oder Krankheit als „behindert“ gelten. Und auch wenn ihr Leben mühsamer ist als das von Tieren ohne Handicap, strömen sie oft eine Lebensfreude, Würde und Selbstverständlichkeit aus, die uns staunend und demütig machen. Wir können uns eine dicke Scheibe davon abschneiden.
Da ist Luna, die kleine Mixhündin, die wegen eines kaputten Vorderbeins auf drei Beinen fröhlich und abgeklärt durchs Leben hüpft und bald ihren 17. Geburtstag feiert. Sie wird manchmal von ihrer dreibeinigen Katzenfreundin Kitty begleitet. Vor Jahren musste Kitty ein Hinterbein amputiert werden. Seither bewegt sie sich etwas schief, aber erstaunlich behände durch Wohnung und Umgebung. Trotz ihres Handicaps ist sie eine Freigängerin. Pauli, dem Pointer einer Freundin, wurde aufgrund einer Krebserkrankung ein Vorderbein amputiert. Aufgeben ist nicht, denn man kann auch mit nur einem Vorderbein nach Mäusen buddeln und mit den anderen Hunden rumtoben. Ich könnte Ihnen noch von vielen bewundernswerten Tieren (und ihren Menschen) erzählen. Einer aber darf nicht fehlen:
Tarzan, unser Held, hatte zwei kaputte Vorderbeine unbekannter Ursache und bewegte sich nur mühsam vorwärts. Dank Physiotherapie, gutem Schmerzmanagement und allem voran dank seines unerschütterlichen Lebenswillens verbesserte sich sein Gangbild. Naturgemäß wurde das irgendwann wieder schlechter. So begleitete er uns und die beiden anderen Hunde in seinem Tarzanmobil auf den Runden. Tarzan hatte fast immer gute Laune, viel Humor, einen gesegneten Appetit und die besagte enorme Lebensfreude. Wie Benni wusste er genau, was er wollte und was nicht und verstand es, uns seine Wünsche mitzuteilen. Sah er etwas Spannendes, konnte er sogar Gas geben. Zu seinen besten Zeiten kletterte der behinderte Hund über Holzstapel, um sich seine geliebten Brombeeren vom Strauch zu pflücken. Unglaublich, was für eine Kraft Tarzan in sich hatte. – Anfangs 2021 war es dann leider soweit. Die Schmerzen nahmen überhand, seine Kräfte waren aufgebraucht…
Das Leben mit einem behinderten Tier ist nicht nur eitel Sonnenschein. Häufig ist es für uns Menschen körperlich belastend: Vielleicht muss das Tier regelmäßig beim Gehen unterstützt oder getragen werden. Die Betreuung ist in der Regel anstrengender, erst recht, wenn vielleicht noch Inkontinenzen dazukommen. Möglicherweise ist mit höheren Kosten zu rechnen, zum Beispiel für regelmäßige Physiotherapie oder Tierarzt-/Tierheilpraktikerbesuche. Bei Schmerzpatienten muss das Schmerzmanagement stets im Auge behalten werden. Eventuell ist die Lebenserwartung kürzer. Nicht zuletzt kann es sein, dass Sie mit unverständigen Mitmenschen konfrontiert werden: Sie sind niemandem Rechenschaft schuldig außer Ihrem Tier. Im Zweifel halten Sie Rücksprache mit Vertrauenspersonen, die Ihr Tier gut kennen.
Wir haben allerdings auch erstaunlich viel Zuspruch erhalten. Können wir das Geschenk annehmen, erfahren wir durch die Kraft eines Tieres mit Einschränkungen eine tiefe Bereicherung. Ein solches Tier lehrt uns Lebensfreude, Dankbarkeit, Bescheidenheit, Kraft, Würde und Liebe.







Wer Tarzans Geschichte nachlesen möchte, findet hier seinen Nachruf mit Link zum Tagebuch.