Für Rambo ein neues Zuhause zu finden, war für uns Tierschützer eine Herzensangelegenheit und ganz besonders für seine Vermittlerin. Immer wenn uns unsere spanischen Kollegen, in deren Refugium Rambo lange Zeit lebte, neue Fotos schickten, waren wir bedrückt und traurig… beinahe so traurig wie Rambo. Wir hätten ihm so gerne in ein neues Leben geholfen, aber seine Menschen wollten einfach nicht kommen.
Dabei fing alles ganz normal an. Rambo lebte bei einer Familie, die ihn versorgte. Wie es scheint, war das zwar auch nicht gerade das tollste Hundeleben dort, aber ganz übel wurde es für den armen Hund, als seine Familie wegzog und ihn einfach zurück ließ. Rambo blieb in der Nähe des Hauses, hoffte, dass seine Leute zurück kämen, aber sie kamen nicht. Nachbarn fütterten Rambo und riefen unsere Tierschutzkollegen zu Hilfe, bevor ihm so allein da draußen noch irgend etwas passieren würde. Die holten Rambo ab, konnten ihm aber nur ein Leben im Zwinger bieten.

Rambo litt sehr im Refugium, er hatte vor fremden Menschen sehr viel Angst, freundete sich aber mit einer Hündin an, mit der er den Zwinger teilte. Als sie ein Zuhause fand und auszog, wurde Rambo regelrecht depressiv und zog sich immer mehr in sich zurück. Unsere spanischen Kollegen sahen seine Verzweiflung, konnten ihm aber leider nicht helfen. Rambo entsprach nicht dem gängigen Beuteschema spanischer Familien und wäre aufgrund seines ängstlichen Verhaltens mit einem lebhaften Umfeld ohnehin völlig überfordert gewesen. Auch wir waren traurig, ein älterer, ängstlicher und dazu noch übergewichtiger Hund mit Leishmaniose… da müssten ihn schon Menschen mit einem ganz großen Herzen entdecken.
Und dann passierte es tatsächlich, eine Familie interessierte sich für Rambo und adoptierte ihn sogar. Wir waren begeistert, Rambo durfte nach Deutschland reisen und ein Leben als Familienhund führen!! Natürlich würde Rambo Zeit brauchen, sich einzugewöhnen, aber er konnte endlich den Zwinger hinter sich lassen.


Wir behielten Recht, Rambo brauchte viel Zeit, um anzukommen, so groß war seine Angst vor fremden Menschen, der anderen Umgebung, unbekannten Geräuschen und Gerüchen. Seine Menschen gaben nicht auf und schließlich begann Rambo, die schönen Seiten eines Hundelebens zu genießen. Langsam bekam er eine Traumfigur und wurde immer mutiger. Rambo war auf einem guten Weg und wir freuten uns alle sehr für ihn.

Mitte Mai 2021 war Rambo ein Jahr bei seinen Menschen in Deutschland. Unsere Ansprechpartnerin, die die ganze Zeit über den Kontakt zu Rambos Familie gehalten hatte, bekam neue Fotos von einem recht zufrieden aussehenden Hund und freute sich, dass er es geschafft hatte. Ein paar Tage später kam dann plötzlich die Nachricht, dass Rambo über die Regenbogenbrücke gegangen war. Er hatte einen unentdeckten Hirntumor und der Tierarzt konnte leider nicht mehr helfen…
Wir waren fassungslos und empfanden es als ungerecht, dass ein Hund, der endlich ein besseres Leben führen kann, so wenig Zeit dazu hat. Ja, es ist ungerecht, aber hat Rambo das auch so empfunden? Sicher nicht. Rambo lebte in der Gegenwart, im Hier und Jetzt. Schlechte Erfahrungen aus der Vergangenheit hatte er weitgehend hinter sich gelassen und was die Zukunft bringen würde, damit setzt sich ein Hund nicht auseinander. Rambo war ein zufriedener Hund, als er leider sterben musste und nur das zählt. Zu viele andere sterben irgendwo einsam, verletzt, ausgemergelt oder nach lebenslangem Tierheimaufenthalt allein in einem Zwinger. Rambo hatte eine Familie, er wurde geliebt und das hat er gespürt, bis zuletzt…
