Die Geschichte der Beiden fing sehr ähnlich an: Als sehr ängstliche Fundhunde kamen sie nahezu zeitgleich in die Obhut spanischer Tierschützer. Ihre große Angst vor Menschen ließ nur erahnen, was sie in ihrer Vergangenheit erlebt haben. Nach einiger Zeit traf Garson auf Lona und wich nicht mehr von ihrer Seite und deshalb war klar: Lona und Garson brauchen einander und sollen ihr Zuhause gemeinsam finden. Lange Zeit meldete sich niemand. In dieser Zeit wurde intensiv mit den beiden Sorgenkindern trainiert. Sie lernten Menschen zu Vertrauen und leisteten tolle Arbeit in Schulen als Besuchshunde zu Aufklärungszwecken.
Ende 2017 gab es nach über 5 Jahren die ersten Interessenten für Lona. Ein langes hin und her, ob wir unseren Kurs einer gemeinsamen Vermittlung auf Eis legen sollten. Und wir mussten es tun, um wenigstens Lona nach einer halben Ewigkeit die Chance geben zu können. So konnte sie im August 2017 nach Deutschland reisen. Für Garson brach seine kleine Welt zusammen. Er trauerte sehr, konnte jedoch durch viel Beschäftigung wieder Lebensfreude fassen.
Umso mehr freuten wir uns, dass auch er im Januar 2018 seine Familie gefunden hat.
Wir möchten uns bei beiden Familien herzlich bedanken, dass Lona und Garson zwei wunderbare Familien gefunden haben, die sich auf das große Abenteuer eingelassen haben und trotz einiger Schwierigkeiten alles für ihr neues Familienmitglied getan haben, um ihnen den Start zu erleichtern.
Wir wünschen beiden Familien und unseren Schützlingen weiterhin viel Spaß und alles Gute.
Lonas Familie hat uns einen kleinen Bericht geschickt:
Wir konnten Lona einige Male in ihrer Pflegestelle besuchen, doch schon beim ersten Mal stand fest: „Das ist mein Hund.“ Bei Lonas Abholung war ich wahnsinnig aufgeregt. Was, wenn ich das nicht schaffe? Ich glaub, Lona ging es am Anfang nicht anders.
Sie war sich nicht wirklich sicher. Darf ich jetzt hier bleiben? Muss ich wieder weg? Wir waren beide sehr unsicher…
Es war alles neu. Für sie mehr als für mich: Neue Umgebung, neue Gerüche (und davon jede Menge), neue Menschen um sie herum.
Doch schnell legten sich die anfänglichen Bedenken. Lona, die tagsüber mit ins Geschäft geht, hat sich vorbildlich verhalten. Schnell war für sie klar, was erlaubt ist und was nicht.
Draußen zeigte sich schnell: Lona ist ein Jagdhund durch und durch. Alles was sich bewegte, alles was sie nicht kannte… es war schwierig am Anfang. Ich wusste nie wie sie auf was reagiert. Und doch war und ist sie immer brav. Gegen ihren Instinkt kann sie eben nichts.
Irgendwann fing sie an, andere Hunde anzubellen. Ich dachte mir, vielleicht fehlt ihr einfach mehr Kontakt zu anderen Hunden. Ich hab mir bei einer Hundeschule Rat gesucht. Der Ersttermin war bei mir zu Hause, weil sie einfach sehen wollte wie sie sich in ihrer Umgebung gibt.
Ihr Fazit war: nein, sie will gar keine anderen Hunde. Sie hat einfach die Schnauze voll. Ihr zweiter Kommentar war das sie noch nie einen Hund mit einem derart sonnigen, zurückhaltenden Gemüt gesehen hat. Ja, so kann man sie wirklich beschreiben.
Menschen gegenüber ist sie nicht aufdringlich oder bestürmt sie. Sie geht auf jeden ganz langsam zu, bellt niemanden an, sie hat ein wahnsinnig sonniges Gemüt.
Vor ein paar Monaten ist sie übel von einem anderen Hund gebissen worden, seitdem ist sie (wenn sie an der Leine ist) sehr zickig anderen Hunden gegenüber. Was eigentlich nicht ihrem Gemüt entspricht. Wir sind dabei das in den Griff zu bekommen, es wird auch besser, aber es dauert.
Wir beide haben das große Glück einen fähigen Hundetherapeuten an unserer Seite zu haben mit dem wir viel unterwegs sind. Ich denke, wir sind auf einem guten Weg.
Die Hunde und deren Halter, die wir jeden Tag treffen, wissen Bescheid wie sie ist. Bei vielen die wir jetzt kennen, wird es immer besser. Wir haben uns im Laufe der Monate gut zusammengerauft. Ich mache wahrscheinlich viele Fehler mit ihr. Aber ich bemühe mich. Ich hatte noch nie die Verantwortung für einen Hund, sie noch nie wirklich einen Menschen… wir bemühen uns beide. Ich kann euch nur danken. Für die Wahl die ihr für mich getroffen habt, für eure Hilfe, wenn ich nicht mehr weiter wusste oder Fragen hatte.
Über Garson (jetzt Zuma) schreibt uns seine Familie:
Mit sehr viel Angst und Unsicherheit im Gepäck kam Zuma bei uns an. Der Wind in den Bäumen, der Wald, andere Menschen und vor allem Männer, Fahrradfahrer und vorbeifahrende Autos, alles verunsicherte und stresste ihn. Er hatte Angst vor vielem, besonders Menschen gegenüber war er sehr misstrauisch.
Zum Glück leben wir abgeschieden und ruhig, so dass er zunächst das Haus und dann den Garten in seinem Tempo erkunden konnte. Da er ein sehr sensibler Kerl ist, ließ er sich aber von Außenreizen sofort zünden, was hieß, dass er auch schnell mal über die Grenzen des Gartens hinaus raste, um ein Eichhörnchen zu verfolgen. Leider nahm er auch vorbeifahrende Fahrradfahrer und Fußgänger als Bedrohung war und so mussten wir denn den Garten mit einem Hundezaun sichern. Alles schien irgendwie ein Problem; für mich war dies vor allem Zumas Angst vor meinem Sohn. Er knurrte ihn an, wenn sich mein Sohn irgendwie „auffällig“ näherte und schnappte auch zweimal nach ihm. Trotz strenger Regeln im Haus (für Kind und Hund) erwischte er meinen Sohn sogar, was bei mir natürlich zu der Entscheidung führte, für Zuma einen anderen Platz finden zu müssen. Nach 1 Woche hatte ich den Schock aber etwas überwunden und stellte außerdem fest, dass mein Sohn sich nun sehr respektvoll dem Hund gegenüber verhielt (was vorher nicht der Fall war, trotz sehr vieler Ermahnungen und Erklärungsversuche). Dies wiederum beruhigte den Hund, der zwischenzeitlich auch von den vielen Außenreizen nicht mehr ganz so verunsichert war und in manchen Situationen fast schon entspannt reagierte.
So haben wir uns nochmals umentschieden und Zuma bekam seine zweite Chance. Was wir heute nach 6 Monaten als Familienmitglied bezeichnen dürfen, ist ein unheimlich gutmütiger und auch mutiger und nur in wenigen Situationen noch etwas unsicherer Hund. Er liebt meinen Sohn über alles und ist geduldig und nachsichtig mit ihm. Er geht mit mir im Wald arbeiten, bleibt ohne Leine immer bei mir und abrufbar und hat sogar seinen Jagdtrieb unter Kontrolle. Im Haus ist er noch immer wachsam und bellt, wenn Fremde kommen, aber genau das ist auch seine Aufgabe, die er bestens erfüllt. Der Zaun ist schon lange nicht mehr nötig, er bleibt am Haus, rennt weder Fahrradfahrern noch Autos hinterher und bekannte Gesichter werden freudig begrüßt.
Wir haben mit Zuma einen lieben, intelligenten und recht „bescheidenen“ Freund gewonnen, der uns viel Freude bereitet und immer mehr auftaut und seinen wahren Charakter zeigt. Noch immer ist er introvertiert Fremden gegenüber, aber wir Familienmitglieder werden morgens liebevoll begrüßt und dürfen uns daran freuen, dass er nach 5 Jahren Tierheim endlich seinen Platz gefunden hat. Nach so langer Wartezeit in einer reizarmen Umgebung brauchte unser Rohdiamant einfach viel Zeit, um sich in dieser neuen und reizüberfluteten Welt zurechtzufinden.
Ich möchte Sie daher ermutigen, sich auf alles gefasst zu machen, was an „ungeliebten Verhaltensweisen“ ans Licht treten kann bei Hunden aus dem Ausland oder bei Hunden, bei denen die Vorgeschichte nicht bekannt ist. Aber auch dazu, dass sich mit Geduld und Liebe und vor allem mit der Zeit auch ein „schwieriger“ Hund zurechtfinden und ein vollwertiges und nicht mehr wegzudenkendes Familienmitglied werden kann.
Die Hunde kommen aus dem Nichts, erleben neue Gerüche, viele Reize, hören eine andere Sprache und sind nach längerem Tierheimaufenthalt auch unsere reizüberflutete Welt nicht gewohnt. All das kann zu großer Verunsicherung führen und man sollte den Hunden daher die Zeit geben, sich langsam und Schritt für Schritt an alles anzunähern. Zuma hat uns überzeugt: im Alter von 7 Jahren und wenig positiven Erfahrungen in seinem Leben hat er es geschafft, sich in einer völlig neuen Welt bestens zurechtzufinden. Eine tolle Leistung!